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16. Oktober 2025

Vielfalt der Sprachen in Südtirol

Welche Sprachen spricht man in Südtirol? Wie grüßen und verabschieden sich Südtiroler? Wo in Südtirol gibt es dreisprachige Straßenschilder? Und welche Eigenheiten des Südtiroler Dialekts sollten Urlauber kennen? Die Antworten auf diese Fragen findest du hier.

3 offizielle Sprachen

In Südtirol gibt es 3 Amtssprachen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Rund 70 % der Südtiroler Bevölkerung gehören zur deutschen Sprachgruppe, 26 % zur italienischen und 4,5 % zur ladinischen Sprachgruppe. In den beiden größten Südtiroler Städten Bozen und Meran sowie in einigen Gebieten im Süden Südtirols ist die Mehrheit italienischsprachig. Ladinisch wird vor allem im Gadertal (Alta Badia) und in Gröden gesprochen. Dort sind die Ortsschilder auch dreisprachig, während sie im Rest von Südtirol zweisprachig sind.

Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

Rund 70 % der Südtiroler (innen)gehören der deutschen Sprachgruppe an und 26 % der italienischen.

IDM Südtirol-Alto Adige | Juliette Mainx
Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

Ladinisch ist neben Deutsch und Italienisch die dritte Amtssprache in Südtirol.

IDM Südtirol-Alto Adige | Alex Moling

Warum ist die Mehrheit der Südtiroler deutschsprachig? Das erklärt sich aus der Geschichte Südtirols. Südtirol gehörte als Teil Tirols mehr als 550 Jahre fast durchgehend zur Habsburgermonarchie. Erst durch den Friedensvertrag von St. Germain kamen Südtirol und das Trentino 1919 zu Italien.

Ladinisch – eine uralte Sprache

Ladinisch (in der ladinischen Sprache „Ladin“) geht auf das im Alpenraum gesprochene Latein zurück. Ladin wird vorwiegend in 5 Dolomitentälern rund um den Sellastock gesprochen: im Gadertal und in Gröden in Südtirol, im Fassatal im Trentino sowie in Buchenstein und Ampezzo im Belluno (Region Venetien). Ob das Dolomitenladinisch bzw. Sellaladinisch zusammen mit Friaulisch und Rätoromanisch (Bündnerromanisch) eine sprachliche Einheit bildet, ist umstritten.

Auch innerhalb des in den 5 Tälern gesprochenen Ladin gibt es sprachliche Unterschiede. Während eine Gadertalerin aus Wengen (lad. La Val) „Bun de für „Guten Tag“ verwendet, sagt ein Grödner aus Wolkenstein  (lad. Sëlva) „Bon di“. Mehr über die Geschichte und das Leben in den 5 von der ladinischen Sprache und Kultur geprägten Dolomitentälern erfährst du im Museum Ladin Ćiastel de Tor in St. Martin in Thurn.

Sellajoch
Sellajoch

Traumhaftes Spiel von Licht und Schatten am Sellajoch, einem Alpenpass zwischen dem Grödnertal und dem Fassatal.

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Museum Ladin Ćiastel de Tor
Museum Ladin Ćiastel de Tor

Wer sich für die ladinische Geschichte und die einzigartige Landschaft der Dolomiten interessiert, ist im Museum Ladin im Schloss Ćiastel de Tor genau richtig.

IDM Südtirol - Harald Wisthaler
Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

Ein Mädchen wird im Südtiroler Dialekt je nach Region als Gitsche oder Madl bezeichnet.

IDM Südtirol - Alto Adige | Alex Filz

Besonderheiten der deutschen Sprache in Südtirol

Das landesübliche Standarddeutsch wird in Südtirol vor allem schriftlich verwendet. Zwei Begriffe, die (unseres Wissens nach) nur in Südtirol im Alltag schriftlich und mündlich verwendet werden, sind „Hydrauliker“ (ital. idraulico) als Bezeichnung für einen Klempner/Installateur und „Kondominium“ als Bezeichnung für ein Mehrfamilienhaus (ital. condominio). Gesprochen wird dagegen meist Dialekt, außer in der Schule, in den Medien und teilweise auch in der Kommunikation mit Touristen.

Es gibt kein einheitliches „Südtirolerisch“ bzw. DIE Südtiroler Mundart, da der Dialekt je nach Tal bzw. Gebiet ca. 40 unterschiedliche Ausprägungen hat – von Puschtrarisch über Vinschgerisch bis Unterlandlerisch. So wird z.B. ein Mädchen im Puschtra (Pustertaler) Dialekt „Gitsche“, in Meran hingegen „Madl“ genannt. Und dann gibt es auch noch die Varianten „Gitsch“ und „Madele“. 

Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

"Cavolo" ist die italienische Bezeichnung für Kohl bzw. Kraut und wird in Südtirol wie im Rest von Italien auch als Ausruf der Überraschung oder Verärgerung verwendet.

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Bei Alltagsgesprächen zwischen deutschsprachigen Südtirolern ist allerdings in ganz Südtirol ein italienischer Einfluss zu hören: Es werden ganz selbstverständlich italienische Wörter wie z.B. „magari“ (vielleicht) oder „Targa“ (Kfz-Kennzeichen) verwendet. 

Ausrufe der Überraschung und Verärgerung wie „Oschtia!“ oder „Madoia!“ haben ihre Wurzeln im Italienischen und geflucht wird ebenfalls gerne mit italienischen Schimpfwörtern wie „Cavolo“ oder „Che palle“ – vielleicht, weil es eindrucksvoller klingt?

In Südtirol geht man keine Runde, sondern „macht einen Dschiro“ (ital. fare un giro) und man hat nicht die Nase voll, sondern man „ist stuff“ (ital. essere stufo di qualcosa o qualcuno). Und es gibt noch viele weitere solcher Beispiele.

Wie grüßt man in Südtirol?

Generell wird in Südtirol generationenübergreifend mehr geduzt als in z.B. in Wien oder Hamburg. Und am Berg ab einer Höhe von ca. 1.500 m ist sowieso das „Du“ angesagt. Allerdings ist es nicht immer ganz leicht, den Überblick über die verschiedenen Arten des Grüßens zu behalten.

Sehr verbreitet ist das „Griaß di“ (Grüß dich) bzw. „Griaß enk“ (Grüß euch). Südtirolerinnen und Südtiroler, die sich gut kennen, grüßen sich mit „Hoila“ oder „Hoi“. Auch das neutrale „Hallo“ ist mittlerweile häufig zu hören. Bei der formelleren Begrüßung sagt man vor 12 Uhr „Guten Morgen“, um die Mittagszeit herum „Mahlzeit“, danach „Guten Nachmittag“ und noch später „Guten Abend“. „Guten Tag“ und „Grüß Gott“ kommen eher selten zum Einsatz. Zum Abschied gibt es das typische Tiroler „Pfiat di“ bzw. „Pfiat enk“ und immer öfter auch ein „Tschüss“. Formeller ist das klassische „Auf Wiedersehen“.

Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

In Südtirol grüßt man Freunde und Bekannte mit "Hoi" oder "Hoila".

IDM Südtirol - Alto Adige | Fabian Leitner

Mit „Ciao“ begrüßen und verabschieden sich auf informelle Art vor allem, aber nicht nur, Südtiroler und SüdtirolerInnen mit italienischer Muttersprache. Formeller sind „Buongiorno“ bzw. „Buonasera“. Meist wird „Buonasera“ ab etwa 17 Uhr verwendet, von einigen aber schon am frühen Nachmittag. Zur Verabschiedung gibt es ein „Arrividerci“ oder es wird mit „Buona giornata” bzw. „Buona serata“ ein schöner Tag bzw. ein schöner Abend gewünscht.

Kulinarische Begriffe für den Südtirol-Urlaub

Die meisten Einheimischen bemühen sich, mit Auswärtigen Hochdeutsch zu sprechen. Trotzdem kann es hilfreich sein, zumindest im Kulinarik-Bereich ein paar Südtiroler Ausdrücke zu kennen. Hier ist eine kleine Auswahl:

  • Breatl = runder Brotlaib aus Sauerteig, mit mehr Roggenmehl als Weizenmehl und gewürzt mit Koriander, Fenchel und Brotklee
  • Goggile/Goggele = Ei
  • Keschtn = Kastanien
  • Kono = Waffeleistüte (von ital. cono)
  • Pfiffra = Pfifferlinge
  • Schlutza/Schlutzer = Schlutzkrapfen (mit Spinat und Topfen/Quark gefüllte Teigtaschen)
  • Schwoarzba/Schwarzber = Heidelbeere

 

Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

Kastanien heißen in Südtirol "Keschtn".

IDM Südtirol-Alto Adige | Andreas Mierswa
Vielfalt der Sprachen in Südtirol
Vielfalt der Sprachen in Südtirol

Pfifferlinge werden im Südtiroler Dialekt "Pfiffra" genannt.

Unsplash

Für alle, die sich besonders für Essen und Trinken in Südtirol interessieren und bei der Bestellung keine Überraschung erleben möchten, gibt es hier noch einen Überblick über typische Südtiroler Gerichte und Produkte. Bayern oder Österreicherinnen werden viele Begriffe schon aus ihrer Heimat kennen, aber für Hamburger oder Berlinerinnen können Speisekarten in Südtirol schon das eine oder andere unbekannte Wort enthalten.

Text: Lisa

Wir sind eine bunte Mischung aus naturaffinen, abenteuerlustigen und kreativen Redakteur*innen. Allesamt in Südtirol angesiedelt teilen wir die Liebe zum Schreiben und zum Fotografieren, zu den Bergen und zur Kultur. Unsere Leidenschaft ist es, ständig neue Geschichten zu entdecken, über Land und Leute, über Identität und Tradition, über Südtirols stille Orte und tausend Gesichter. Mit unseren Texten und Bildern wollen wir euch die Schönheit dieser kontrastreichen Region zeigen und eure Neugierde wecken. Aber vor allem wollen wir eins: euch zum Reisen inspirieren.

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